Sport und Politik: Eine Bilanz

In den letzten Sitzungen haben wir uns mit verschiedenen Aspekten von Sport und Politik beziehungsweise politischer Bildung beschäftigt. Um sie hier zu bilanzieren, könnte man die Erkenntnisse des Seminars in drei Kategorien teilen: Der Einfluss von Sport auf Nationalismus und politische Meinungsbildung, das Verhältnis von Sport und Außenpolitik, sowie das Verhältnis von Sport und innenpolitischen Belangen.

Sport und Nationalismus

Es ist vielfach belegt, dass Sport eine verbindende und integrative Wirkung hat. Nicht umsonst gelten die Olympischen Spiele als ein Beitrag zur Völkerverständigung. Dies gilt hierbei nicht nur staatenübergreifend, sondern auch die SportlerInnen und Fans der einzelnen Staaten entwickeln dabei ein Gemeinschaftsgefühl. Nationalstaaten haben daher durchaus einen Grund, Sport zu fördern, um die eigene Konstruktion der Identität zu stärken.

Auch auf niedrigerer und weniger leistungsorientierterer Ebene kann Sport zu Gemeinschaft führen und damit zur Integration beitragen. Projekte wie der so genannte Hamburger Weg tragen unter anderem dazu und zu politischer Bildung anhand von Sport bei. Während des Seminars wurde allerdings auch festgestellt, dass diese Möglichkeit scheinbar ansonsten kaum genutzt wird.

Sport und Außenpolitik

Doch wo Nationalität und Gemeinschaftsbildung ist, gibt es auch immer Probleme durch Abgrenzung und Konflikte, wie wir gerade bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland während und nach dem Spiel zwischen der serbischen und der Schweizer Auswahl erleben durften. Spieler der Schweizer Mannschaft formten nach ihren Toren mit ihren Händen eine Geste, die den albanischen Doppeladler symbolisiert. Das stieß den serbischen Gegenspielern und ihrem Trainer hart auf und sorgte auch international für Rumor. Brisant ist dieser Fall vor allem deshalb, weil die Schweizer Torschützen eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen und Wurzeln im nur teilweise anerkannten Staat Kosovo haben. Und alles obwohl die Sportler genau genommen nicht die Staaten repräsentieren, sondern nur die jeweiligen Verbände.

Andererseits gibt es auch positive Einflüsse, wie das Beispiel der so genannten Ping-Pong-Diplomatie zwischen den USA und China in den 1970er Jahren oder auch die aktuellen Vorgänge zwischen Nord- und Südkorea zeigen. Pierre de Coubertins bereits erwähnter olympischer Grundgedanke der Völkerverständigung scheint also doch Früchte zu tragen.

Sport und innenpolitische Belange 

Sportliche Großereignisse haben aber nicht nur Einflüsse auf Außenpolitisches, sondern auch innenpolitische Themen sind betroffen. Alleine die Bereitschaft eines Landes, die Austragung eines solchen Turnieres zu übernehmen, wirkt sich stark auf die Politik aus. Um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, muss unter anderem Infrastruktur aufgebaut, das Land für Presseberichte vieler Art geöffnet und viele Aufgaben mehr bewältigt werden.

Wegen Olympia in China 2008 wurden zum Beispiel zumindest zeitweise die Presserechte erweitert. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien führte diese Herausforderung wiederum zu - immerhin weitestgehend friedlichen - Protesten, da viele Bürger befürchteten, das Geld würde falsch investiert. Andererseits hat es nur die Medienaufmerksamkeit, die die WM beziehungsweise auch schon deren Generalprobe, der Confed Cup, generiert, den Protestanten ermöglicht, auf ihre Bedenken aufmerksam zu machen.

Eine solche Medienaufmerksamkeit nutzten zum Beispiel auch Spieler der amerikanischen National Football League, was genauso zu innenpolitischen Diskussionen beitrug.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sport generell eine verbindende Funktion besitzt, die sich allerdings nur begrenzt beeinflussen lässt. Er eignet sich, wie zum Beispiel auch Musik, sehr gut zu großen gesellschaftlichen Events, die wiederum Bühne für politische Aktionen bieten können. Dies lässt sich jedoch weniger auf den Sport selbst, sondern eher auf die Aufmerksamkeit zurückführen, die diese Veranstaltungen bieten. Dadurch entstehen leider auch weniger erfreuliche Entwicklungen, doch jene, die sich positiv bewerten lassen, überwiegen deutlich und zeigen die integrative und verbindende Wirkung, die Sport hat und haben sollte.

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