Sport und Politik: Rassismus im Sport

Nach Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft kommen derzeit immer häufiger Diskussionen um Rassismus auf. Seien es Konflikte zwischen Spielern auf dem Platz oder auch Konflikte vor und nach den Spielen, durch Fans, andere Mannschaften oder Kommentatoren.

Wie bereits in der Sitzung vom 28.06.2018 besprochen, kam es in den letzten Wochen häufiger zu Auseinandersetzungen bei und nach Spielen. Besprochen wurde in dieser Sitzung unter anderem die Auseinandersetzung nach dem Spiel zwischen Serbien und der Schweiz, in dem zwei Schweizer Spieler das albanische Wappentier - den Doppeladler - zeigten und somit auf ihre kosovarisch-albanischen Wurzeln verwiesen. Im Anschluss ergaben sich darüber hinaus Diskussionen über das Verhalten der serbischen Fans und des serbischen Trainers. Hier wurden durch serbische Fans klar erkennbar rassistische Parolen skandiert, von denen sich die serbische Auswahl und vor allem der serbische Trainer nicht distanzierten.

Auch nach dem Spiel zwischen Deutschland und Schweden kam es zu Beleidigungen gegenüber dem Spieler der schwedischen Auswahl Jimmy Durmaz. Hierzu kann die Diskussion, die im Seminar geführt wurde, aufgegriffen werden. Es wurde darüber diskutiert, inwieweit sich die Herkunft bzw. Abstammung eines Spielers auf seine Reputation und Wirkung in der Öffentlichkeit auswirkt. Die Anfeindungen gegenüber Jimmy Durmaz bezogen sich nicht nur auf seine Person, sondern auch auf seine Familie, wozu sich die schwedische Auswahl beim ersten Training nach den Vorfällen gemeinsam äußerte (http://www.spiegel.de/video/schwedens-nationalteam-mit-jimmy-durmaz-gegen-rassismus-video-99018633.html). Die Mannschaft setzte also gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus und äußerte sich selbstständig dazu.

Auch die FIFA oder die UEFA haben verschiedene Programme gegen Rassismus im Fußball und werben auch auf ihren Homepages mit den Programmen:
Doch auch in Bezug auf die deutsche Auswahl kamen in den letzten Tagen und Wochen verschiedene Diskussionen auf. Es finden häufiger Anfeindungen gegenüber Spielern aus Migrantenfamilien statt. Im Zentrum dieser Debatte steht zu diesem Zeitpunkt Mesut Özil, der durch die Schlagzeilen über seinen Besuch beim türkischen Präsidenten in den Fokus geriet. Hierbei äußerten sich vor allem AfD-Politiker wie Alice Weidel. "Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch hatte bereits nach dem deutschen EM-Aus 2016 gefragt, ob nicht mal wieder „die deutsche NATIONALMANNSCHAFT spielen“ sollte." (Hier der Link der Stuttgarter Zeitung aus dem diese Aussage entnommen wurde)

Wie bereits im Seminar diskutiert wurde, sollte von dem Begriff Nationalmannschaft Abstand genommen werden. Immerhin ist die Aufstellung der Spieler für die Weltmeisterschaft oder auch die Europameisterschaft eine Auswahl derjenigen Spieler, die von Trainern und Sachverständigen als geeignet erachtet werden. Darüber hinaus haben sich diejenigen Spieler, die für die deutsche Auswahl spielen und einen Migrationshintergrund haben, entschieden, für die deutsche Auswahl und für kein anderes Land zu spielen.

Außerdem sollte angemerkt werden, dass eine Zuschiebung der Schuld am WM-Aus für Deutschland - vor allem in Bezug auf einzelne Spieler - dem Sinn eines Mannschaftssports widerspricht. Vor allem dann, wenn hier nur auf Spieler Bezug genommen wird, die einen Migrationshintergrund haben.

Dieses Thema kann und sollte auch in der Schule einen Nährboden finden, da es sich für die Auseinandersetzung mit Rassismus und Nationalismus eignet und darüber hinaus aufzeigt, dass auch in überregionalen Zusammenhängen, die offiziell keinen Bezug zu Politik haben, politische Debatten ausgefochten werde. Sei es die Debatte um Mesut Özil oder um die Schweizer Spieler. Hierbei muss auch darüber debattiert werden, inwieweit sich die FIFA - als Kontrollinstanz - in diese Angelegenheiten einmischen sollte und welche Sanktionen für rassistische und nationalistische Anfeindungen verhängt werden sollten.

Kommentare

  1. Ich glaube, dass Aktionen, die von den Sportlern selbst kommen, wie dem schwedischen Nationalteam, viel mehr bewirken, als die Aktionen der UEFA und der FIFA. So war es auch, als Kevin-Prince Boateng im Januar 2013 bei einem Freundschaftsspiel vom AC Mailand gegen Pro Patria nach rassistischen Anfeindungen das Feld während des Spiels verließ und seine Mitspieler ihm folgten( https://www.zeit.de/sport/2013-01/ac-mailand-boateng-eklat-pro-patria). Diese Aktion rief ein riesiges Echo hervor, ganz im Gegensatz zu den Aktionen der Verbände.

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