Separatismus: Unabhängige Färöer-Inseln

Photo: Erik Christensen,
Tórshavn october 2005 (2)
CC BY-SA 3.0
Die Färöer sind ein Inselstaat, welcher nördlich von Schottland, westlich von Norwegen und südlich von Island im Atlantik liegt. Er ist mit seiner geringen Bevölkerung von nur 50.000 Einwohnern in Deutschland eher unbekannt. Die meisten Deutschen kennen die Färöer-Inseln lediglich durch sportliche Events, wie zum Beispiel die Qualifikationsrunden für Europa- und Weltmeisterschaften. Im folgenden Beitrag sollen die Unabhängigkeitsbestrebungen des Inselstaates etwas unter die Lupe genommen werden. Doch zunächst stellen sich die Fragen: Sind die Färöer-Inseln nicht unabhängig? Warum wird von einem Inselstaat gesprochen, wenn es scheinbar gar kein Staat ist?

Die Färöer-Inseln sind eine Nation innerhalb des Königreichs Dänemark. Das ist kein Einzelfall, ähnliche Verbindungen gibt es auch zwischen Grönland und Dänemark und ebenfalls bis zu der endgültigen Unabhängigkeit Islands 1944 auch zwischen Dänemark und Island. Die färöische Autonomie wurde am 31. März 1948 von dem dänischen König Frederick XI im Heimastýnislógin festgehalten.

Dieses Gesetz ermöglicht den Färingern (so nennt sich die Bevölkerung der Färöer-Inseln) weitgehende Selbstbestimmung in allen inneren Angelegenheiten. Die Außen- und Verteidigungspolitik blieb jedoch Teil des dänischen Kompetenzbereiches. Auch sind die Färinger im dänischen Parlament vertreten, haben jedoch gleichzeitig eine eigene Volksvertretung auf der Hauptinsel, dieses Parlament wird„Lagting“ genannt. In dem hiesigen Regionalparlament ist auch die färöische Volkspartei „Folkeflokken“ vertreten. Diese Partei gilt als separatistisch und verfolgte das Ziel, „die sechste Nation unter den nordischen Brüdervölkern“ zu werden. Das gelang ihr bereits 1948.

Der Partei ist diese Errungenschaft noch nicht weitreichend genug, denn trotz ihrer färöischen Nationalität haben Färinger noch immer die dänische Staatsbürgerschaft. So haben die Färinger zwar einen dänischen Pass, jedoch mit einem Vermerk, dass ihre Nationalität die Färöische ist. Die Folkeflokken argumentiert zumeist folgendermaßen: Würden sich die Färöer von der dänischen Krone loslösen, könnte es zu einer wirtschaftlichen Selbstentwicklung kommen, wodurch man nicht mehr auf dänische Zuschüsse angewiesen wäre. Das zweite Hauptargument der Separatisten ist es, dass die Färöer-Inseln durch ihre komplette Unabhängigkeit bekannter werden könnten und dadurch die Wirtschaft ankurbeln. Die Argumente für den Austritt aus dem dänischen Königreichs beziehen sich, aus besagten Gründen, lediglich auf wirtschaftliche Argumente.

Auf der anderen Seite stehen die Argumente der Färinger, welche sich für einen Verbleib in der dänischen Monarchie aussprechen. Die historische Verbundenheit und die kulturelle Nähe zu Dänemark scheint das Hauptargument für einen Verbleib zu sein, jedoch sind auch die wirtschaftlichen und beruflichen Vorteile für viele Wähler von Bedeutung.

Zu einer Wahl kam es im Jahre 2012, wobei alle Färinger über 18 Jahre sich für oder gegen den Verbleib im dänischen Königreich aussprechen konnten. Das Ergebnis war denkbar knapp und hat zwar eine Mehrheit für den Austritt ergeben, jedoch lediglich mit einer Stimmendifferenz von 150 Stimmen. Das ist selbst bei einer recht kleinen Gesamtbevölkerung von 50.000 Einwohnern zu knapp gewesen für die dänische Regierung, welche auf das Wahlergebnis keinerlei Konsequenzen hat folgen lassen. Auch sei es den Färöer-Inseln gar nicht möglich, einen eigenen diplomatischen Apparat aufzubauen, da die Bevölkerungszahl zu gering ist, und so bleibt die „Schafsisnsel“, wie sie liebevoll genannt wird, zunächst unter der Obhut Dänemarks und hat außer in der Außen- und Verteidigungspolitik eine eigene Verfügungsgewalt.

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