Separatismus - Erkenntnisse der 2. Sitzung

Um einen ersten Einblick in das Themenfeld ''Separatismus'' zu erlangen, wurde zunächst der Beschäftigung mit grundlegenden Mechanismen separatistischer Bewegungen eine hohe Priorität eingeräumt. Hierbei konnte herausgefunden werden, dass der Wunsch nach Loslösung vom Mutterland häufig mit wirtschaftlichen Gegebenheiten zusammenhängt. Besonders wirtschaftsstarken und wohlhabenden Regionen ist es oftmals ein Anliegen, Hoheit über die eigenen Finanzen zu gewinnen und Zahlungen an benachbarte Territorien einzustellen. Dass der Faktor ''Wirtschaft'' jedoch unzureichend ist, um separatistische Bewegungen gänzlich zu erklären, zeigt etwa das Gegenbeispiel Bayern.

Weiterhin spielt der Aspekt ''Identität'' (Sprache, Geschichte, Religion...) eine gewichtige Rolle. Hier muss festgehalten werden, dass die stärksten separatistischen Tendenzen nicht in den Bundesstaaten (Deutschland, USA...), die ihren Gliedstaaten vergleichsweise große Autonomie gewähren, beobachtet werden können, sondern in den Einheitsstaaten (Spanien, Frankreich...).

Das Eingehen auf verschiedene Fallbeispiele verdeutlichte in der Folge, dass im Einzelfall je andere Ursachen maßgeblich für den Willen zur Separation sind.

Das Bestreben Schottlands, sich von Großbritannien loszulösen, basiert im Wesentlichen auf drei Motiven. Einerseits korrelierte dieser Wunsch stark mit der Entdeckung großer Ölfelder vor der schottischen Küste. Darüber hinaus ist eine Differenz in der politischen Kultur zwischen Schottland und England maßgebend. Während Schottland eher sozialdemokratisch geprägt ist, sind in England konservative Ansichten vorherrschend. Trotz dieser Umstände wendeten sich viele Schotten jahrzehntelang gegen eine Abspaltung, da ein Verbleib im Königreich auch einen Verbleib in der EU garantierte. Der Austritt der Briten aus der Gemeinschaft befeuert nun erneut das Verlangen Schottlands, sich unabhängig zu machen.

Die Unabhängigkeitsbestrebungen Korsikas speisen sich derweil aus anderen Ursachen. Hinsichtlich einer Loslösung vom französischen Mutterland spielen wirtschaftliche Faktoren für das finanzschwache Eiland keine Rolle. Vielmehr ist es auf einen Mangel an Übereinstimmungen mit der französischen Identität zurückzuführen, dass viele Korsen keinerlei Bindung an Frankreich verspüren. Geschichtliche und sprachliche Differenzen vermischen sich mit der Tatsache, dass überproportional viele Korsen im französischen Kolonialreich beschäftigt waren, zu dem Gefühl, vom Mutterland ungerecht behandelt zu werden.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

EU-Exkursion nach Brüssel im Mai

Leseempfehlungen zum Nahostkonflikt

Ultras - zwischen Support und Protest